Im baden-württembergischen Immendingen ist das neue und hochmoderne Prüf- und Technologiezentrum der Daimler AG mit 32 verschiedenen Testmodulen eröffnet.
Die DAIMLER AG plante südlich der Gemeinde Immendingen ein Prüf- und Technologiezentrum für die Fahrzeugentwicklung und Erprobung zu errichten. Das zu realisierende Prüf- und Technologiezentrum besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Prüfmodulen, die alle besondere Anforderungen an die Geometrie, Oberflächenbeschaffenheit und Homogenität erfüllen müssen, um die definierten Versuchsbedingungen für Fahrzeugtests zu erfüllen.
Um den späteren Anforderungen der Versuche gerecht zu werden, begleitete die Firma Tilke GmbH & Co. KG, neben der Planung von 30 verschiedenen Modulen, das Bauvorhaben während aller HOAI Leistungsphasen von 1-9. Tilke stand daher im kontinuierlichen Kontakt mit den Nutzern, um so ein optimales Ergebnis zu erreichen. Die Projektplanung begann im Februar 2012. 2015 wurde mit dem Bau begonnen und im September 2019 waren alle Bauvorhaben erfolgreich abgeschlossen.
Eine besondere Anforderung war die Berücksichtigung verschiedener Nutzertypen an einzelne Module und die Möglichkeit zu gewährleisten, benachbarte Module durch Querverbindungen zügig zu erreichen. Darüber hinaus war ein ständiger Dialog mit dem Nutzer unabdingbar, da einige Moduleigenschaften von bestehenden Referenzstrecken, wie z.B. Bewässerungselemente oder spezielle Oberflächen, der DAIMLER AG repliziert werden mussten.
Hohe Anforderungen an das Wohlergehen der Wildtiere, den Artenschutz und die Landschaftspflege waren ebenfalls wichtige einzukalkulierende Bestandteile der Planung und Baubegleitung. So wurden geeignete bauliche Maßnahmen, z.B. in Form einer Wildbrücke (37 Meter breit) und eines Wildtierkorridors, gefunden, um die Prüfabläufe des Nutzers bei gleichzeitigem Schutz der Wildtiere zu gewährleisten.
Ebenso waren Lärm- und Staubemissionen während der Bauzeit und des Betriebs einzuhalten.
Das Baugelände hat eine Größe von ca. 520 ha und war unterteilt in zwei Baufelder. Das Bauvorhaben war in einer Vielzahl großer und kleiner Vergabeeinheiten realisiert, welche zeitlich parallel und/oder versetzt ausgeschrieben und gebaut wurden.
Das Gelände war topographisch sehr bewegt mit einer Geländehöhe am Nordrand oberhalb des Donautals von ca. 700 m ü NN und auf dem Hochplateau von ca. 820 m ü NN. Der Höhenunterschied zwischen Hochplateau und angrenzenden Tälern betrug bis zu 80 m. Aufgrund dieser Topographie wurde auf dem gesamten Gelände insgesamt etwa 4 Millionen m³ Erde bewegt. Zur finalen Lagerung von Böden wurden Lager- bzw. Andeckflächen auf dem Projektgelände mit Angaben zu den zulässigen Lagerungshöhen bzw. Andeckstärken vorgegeben. Über das Baufeld hinaus standen keine Flächen zur Verfügung.
Der anstehende Baugrund bestand aus Festgestein des Juras, teilweise flächenhaft überdeckt von unterschiedlich mächtigen Lockergesteinen des Quartärs/Tertiärs. Des Weiteren handelte es sich bei dem Baugebiet um ein Karstgebiet. So musste mit lokalen Karsterscheinungen wie z.B. Karstschluchten, -wannen, -senken und Dolinen gerechnet werden, sodass karstbedingte „Baugrundrisiken“ erkundet, verortet und bewertet werden mussten.
Aufgrund des anspruchsvollen Baugrunds waren alle Dämme und Erdplanien von Einschnittsbereichen mit Bindemittel zu verbessern, um den Anforderungen bzgl. Standsicherheit, Tragfähigkeit und Frostsicherheit gerecht zu werden. Im Zuge der Erdbaumaßnahmen für die Prüfmodule waren Lockergesteinseinschnitte bis zu einer Tiefe von bis zu 9 m herzustellen.
Zur Realisierung der Module wurde insgesamt 12 km unbefestigte Straße, 45 km Asphaltstraße und 10,5 km Asphaltstraße mit Überbreite gebaut. Des Weiteren umfasst der großflächige Straßenbau eine Fläche von 28,5 ha.
In einzelnen Abschnitten der Module sind die Fahrbahnmarkierungen und die Ausführungen der Schutzplanken länderspezifisch angelegt. Somit ist es möglich internationale Tests hinsichtlich der Erkennungssysteme von Fahrzeugen durchzuführen.